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Karl Opfermann in Basel


Noch bis zum 19. Februar läuft die Ausstellung ‚Zerrissene Moderne. Die Basler Ankäufe

entarteter Kunst’ im Kunstmuseum Basel. Die Ausstellung befasst sich vor allem mit den Werken, welche die Stadt und insbesondere der damalige Museumsdirektor Georg Schmidt aus den „Verwertungs“-Aktionen der von den Nationalsozialisten so betitelten und in deutschen Museen beschlagnahmten „Entarteten Kunst“ um 1939 angekauft haben. Hierüber hinaus ermöglicht der zur Ausstellung erschienene Katalog einen weiteren Überblick über ähnliche Ankäufe aus dem Europäischen Ausland sowie die jeweilig beteiligten Personen aus Museum und Kunstmarkt wie bspw. Hildebrand Gurlitt.

Ausstellung und Katalog bieten zudem einen interessanten Ausblick auf eine breitere Wahrnehmung der in Deutschland ab 1933 als „entartet“ diffamierten Künstler*innen: Anita Rée und Karl Opfermann werden hier stellvertretend für die Kunstszene in Hamburg genannt und auch jeweils mit einem Werk in der Ausstellung präsentiert. Das Werk Anita Rées hat in den vergangenen Jahren durch eine große Retrospektive (Hamburger Kunsthalle 2017/18) sowie dem ebenfalls 2018 erschienenen Werkverzeichnis von Meike Bruhns eine angemessene und hoffentlich anhaltende Würdigung erfahren. Für Karl Opfermann gilt es dies nachzuholen, wozu wir mit dieser Website einen ersten Aufschlag wagen möchten.


In der Ausstellung gezeigt wird ein Relief Karl Opfermanns von 1923 (Abb. 1), welches nicht zu den Werken gehört, die damals in den Besitz des Basler Museums übergingen. Nachweislich wurden von Opfermann 5 Werke als „entartet“ in deutschen Museen beschlagnahmt: zwei Skulpturen in der Hamburger Kunsthalle sowie drei Werke der Druckgraphik aus dem Erfurter Museum für Kunst und Heimatgeschichte (heute Museen der Stadt Erfurt).


Das in der Ausstellung gezeigte Werk stammt aus dem Zentrum für Verfolgte Künste in Solingen, ehemals dem Besitz des Kunstsammlers Gerhard Schneider, der die Skulptur ankaufte. Wir sehen den Kopf einen alten Mannes, der eine Kopfbinde trägt. Der Titel ‚Alter Jude’ ist nicht überliefert und wird an dieser Stelle daher nur als Behelfstitel betrachtet (und im Werkverzeichnis neutral betitelt). Auffällig ist die Ähnlichkeit zu dem 1921/1922 in Hamburg Moorwerder entstandenen Kriegerdenkmal, sodass wir womöglich an einen kriegsversehrten Soldaten des Ersten Weltkrieges denken könnten. Eine so unvermittelt anmutende Darstellung des Krieges bzw. dessen Folgen kennen wir von Opfermann jedoch aus keinem anderen Werk seiner „freien“ Plastik. Noch Auffälliger ist die Nähe zu dem durch den Künstler nicht datierten ‚Kopf eines Jungen’ (Abb. 2), den wir geradezu als Pendant zu der in Basel gezeigten Skulptur auffassen könnten. Auch hier handelt es sich lediglich um einen Behelfstitel, denkbar wäre bei einer gemeinsamen Betrachtung auch eine Skulpturengruppe ‚Jugend und Alter’. Solche Allegorien kennen wir von Opfermann zumindest aus dem Deutschen Haus in Flensburg, für welches er die ‚Vier Jahreszeiten’ schuf.


Wir freuen uns sehr über die Ausstellung einer Skulptur Karl Opfermanns im Kunstmuseum Basel! Umso mehr, da das Werk sinnbildlich als Ausblick auf eine Neubewertung der Generation von Künstler*innen steht, die erst in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg zu gewisser Bekanntheit gelangten und deren großer Durchbruch durch die kultur-/politischen Umwälzungen ab 1933 ausblieb.


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Until February 19th you have the chance to see Kunstmuseum Basel’s current show ‚Castaway Modernism. The Basel Acquisitions of "Degenerate" Art’. This Exhibition deals with the Museum’s acquisitions of the so called „degenerate art“ from Nazi Germany in 1939 under the director Georg Schmidt. In addition the catalogue explains similar situations in other european Museums as well as how the confiscation and organisation of these art works took place in multiple german museums/institutions involving art dealers such as Hildebrand Gurlitt. Furthermore it allows to widen the perspective of current art history, which mainly deals with those artists that were able to reach broader recognition before WWI.

Besides Anita Rée, an artist that art history became more aware of in these past few years, we’re happy to find Karl Opfermann named as the second example for underappreciated artists of this time from Hamburg.


Displayed in this exhibition we find a wooden relief of an old man’s face with a headband from 1923. It’s not a work, the Museum in Basel acquired in 1939. As far as we know „only“ two sculpture were confiscated in the Hamburger Kunsthalle along with three prints from the Erfurter Museum für Kunst und Heimatgeschichte (today Museen der Stadt Erfurt) in 1937. This sculpture now comes from the Zentrum für Verfolgte Künste in the City of Solingen, formerly acquired by the german art collector Gerhard Schneider. The Title ‚Alter Jude/old Jew“ isn’t historical and has been attributed to this piece later, therefore will not be used in the catalogue raisonné.

The piece itself appears to be closely related to the WWI memorial Opfermann created in 1921/22 for Moorwerder (Hamburg). However at this point we don’t know any other works by this artist that are displaying the war and its consequences in such drastic manner. Another related piece seems to be ‚Kopf eines Jungen/Boy’s head’, undated but probably from the same year. It could be seen as the counterpart to the relief in Basel. Together they could be interpreted as an allegoric group of ‚Youth and Age’, just as we know it from the four sculptures ‚Vier Jahreszeiten/Four Seasons’ he did for the Deutsches Haus in Flensburg.


We’re very happy to see a sculpture by Karl Opfermann exhibited in the Kunstmuseum Basel as an example of artists that need to be revalued by art history and we’re even more motivated as well as excited to take our part in that.




(Fotos ©Bürgerzentrum für verfolgte Künste - Else-Lasker-Schüler-Zentrum - Kunstsammlung Gerhard Schneider, ©Stockholms Auktionsverk Hamburg)

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